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4. Sozialistisches Konsummodell und seine widersprüchliche Verwirklichung in der DDR: egalisierende Tendezen und Konsum als Distinktionsmittel im Sozialismus

 In diesem Abschnitt wird der Versuch vorgenommen, die wichtigste Bestandteile der  sozialistischen Konsumkultur (die Konsumpolitik als Normvorstellungen und ideologischer Wertehorizont; die Produktion als eine der Voraussetzungen des Massenkonsums und zugleich ein Instrument der Bedarfslenkung; die Distribution von Waren als eine „geplante Distinktion von oben“ und individuelle Konsumverhalten im Spannungsfeld zwischen der Anpassung und Eigen-Sinn) im einzelnen und im wechselseitigen Zusammenhang zu analysieren.

 Die Grundage der sozialistishen bzw. DDR-Konsumpolitik stellten bestimmte Idealvorstellungen über das angestrebte Konsummodell dar – in diesem Punkt sind die meisten Autoren ähnlich.   Nur das Verständnis den Utopien ist unterschiedlich. Stephan Merl spricht von der Übertragung des sowjetischen Konsummodells (mit der Ausrichtung auf eine leistungsunabhängige Bedürfnisbefriedigung) auf die DDR. Nach Ina Merkel, Ausgangs- und Orientierungspunkt sozialistischer Konsumpolitik war ein kommunistischer Ideal der Bedürfnisbefriedigung. Es sollte eine Alternative zum westlichen Modell darstellen, eine sog. „Gegenmoderne“. Das Wesen dieser Gegenmoderne bestand darin, eine Ersetzung kapitalistischen Prinzipien durch sozialistische zu leisten (Marktwirtschaft « Planwirtschaft, politische Freiheit des Persons « soziale Gebundenheit des Individuums an Klassen und Staatsgemeinschaften usw.). Nach diesem Modell, alle Entwicklungen sollten gesteuert und gestaltet werden. In dieses Gesellschaftsmodell war auch eine Vorstellung über die Bedürfnisse eingebunden (die Bedürfnisse wurden in konsumtive und produktive geteilt, Arbeit wurde als erste Bedürfnis konzipiert, man konnte die Bedürfnisse erziehen). Als Hauptziel wurde die Sicherung und Hebung des Wohlstandes der breiten Massen erklärt. Im weiteren zielten diese kommunistische Idealvorstellungen („Jedem nach seinem Bedürfnissen“) auf die Abschaffung der gravierenden Unterschiede zwischen Armen und Reichen. Wenn solche Klassen- und Ständenlosigkeit erreicht wird, „würde Konsum als symbolisches Kapital, als Representations- oder Geltungskonsum keinen Sinn mehr machen“ [35]. Dann, alle Gegenstände sollen auf ihren Gebrauchswert reduziert werden. Folgerichtig drücken die kulturelle Unterschiede in der sozialistischen Gesellschaft durch die Gestaltungsvielfalt, reiche Individualität und Gewinn von „freiverfügbarer Zeit aus.

 Wenn die utopische Vorstellungen über sozialistisches Konsummodell  das Ziel verfolgten, einen egalisierenden sozialistischen Konsumgesellschaft zu bauen, hat ihre Verwirklichung in der Konsumpolitik zur Differenzierung durch Konsum geführt. Einerseits erwiesen sich die Utopien als  nicht realisierbar:

 Auf der Ebene der materiellen Versorgung mit Konsumgüter und erwünschten Besserung des Lebensstandards wurde es nicht gelungen, die utopische sozialistische Ideale zu verwirklichen [36]. Es gab mehrere Gründe dafür. Einer der wichtigsten störenden Faktoren war die Erwartungshaltung der Bevölkerung – erstens wurde die DDR-Bevölkerung mittels der Propaganda so stark an die niedrigen Festpreisen für Waren des Grundbedarfs gewohnt, daß die plötzliche Preisanhebungen sofort zur Unzufriedenheiten führten. Zweitens ist der Einfluß und ständige Präsenz des westlichen Konsumwelts als Anstoß für Neid und Neugier (durch Massenmedien und Besuche) in der DDR nicht zu unterschätzen.

 Anderseits wurde die DDR-Konsumpolitik selbst widersprüchlich, was bezüglich der z.B. Preispolitik und Distribution von Waren zu einer voraus nicht geplanter Differenzierung durch Konsum in der DDR führte, und zwar auf der Ebene der „kanalisierten Distinktion“ von oben, was in der Politik der Zwei-Waren-Klassen widerspiegelte, und auf der Ebene der habituellen Unterschide im Konsumverhalten.

 „In der DDR gibt es alles, es fragt sich nur: wann und wo?„ [37]. Am Anfang an kam es in der DDR infolge der Politik der „gespaltenen Preise„ [38] zur Entwicklung der zwei Warenklassen [39] und zwei Verkaufssysteme – zunächst mit der Einrichtung der HO in 1948, dann entstanden auch Exquisit- (1962) und Delikatläden (1966), Genex (1957) und Intershops, weitere Devisengeschäfte wie Intertank und Versina (nur für Diplomaten), und Interhotels – da gab es wirklich alles, nur für überhöhte Preise oder für Devisen, und vorwiegend nur für die Nomenklatura und Kader. Zum Verkaufssystem der Standardversorgung gehörten die Konsumgenossenschaften (KONSUM) und ab 1958 die HO.

 Als „alte Institutionen„ der Hochpreiszonen kann man die Exquisit (Textilien und Schuhe)- und Delikatläden (Genußmittel) bezeichnen, die für DDR-Bürger ohne DM konzipiert wurden, um ihnen den Zugang zu gehobener Qualität zu öffnen. Das Angebot dieser Hochpreisläden bestand aus DDR-Produkte von Exportqualität. Einerseits weckte die Existenz solchen Geschäften die negative Gefühle in der Bevölkerung (wegen der erhöhten Preisen), andererseits bereicherte sie die Welt des sozialistischen Konsums.

 Es gab auch die sog. „Devisengeschäfte“ – Genex und Intershop. Der Geschäftszweck von Genex (DDR-Geschenkdienst auf Devisenbasis – ein SED-Betrieb) war die „Vermittlung von Aufträgen aus Staaten des westlichen Auslandes oder Westberlin für zollfreie Geschenksendungen an Empfänger in der DDR„ – das Ziel war also vom Anfang an die Versorgung der DDR-Bürger mit den Konsumgüter. Die typischen Besteller waren die Westdeutsche oder Westberliner zugunsten ihren Verwandten und Freunden in der DDR. Es gab auch Bestellungen aus der DDR (von den Leuten, die ein DM-Konto in der BRD hatten oder über Valuta-Mark-Konto in der DDR verfügten – es waren die sog. „Selbstkäufe„). Genex alljährliche Kataloge zeigten immer ein üppigeres Angebot an Waren („über 2000 Geschenkideen„), von Genußmittel bis Pkw. Im Sortiment überwogen in der DDR produzierte Waren. Besonders populär waren die Fahrzeuge und Zubehör [40] (70 – 90 % von den ganzen Umfang). Am zweiten Platz standen die Haushalts- und Einrichtungsgegenstände (Fernsehgeräte mit 8,5%, Möbel und Auslegeware mit 6-7%, Waschmaschinen und Kühlschränke mit 7%). Einen nur geringen Anteil hatten Textilwaren (1 – 2%), Lebens- und Genußmittel (1%) [41]. Infolgedessen, haben die Leistungen der Genex in erster Linie zur Motorisierung der DDR vor allem mit Ostautos beigetragen. Genex stellte einen Umweg dar, um die übliche Wartezeit zu verkürzern.

 Ein weiterer „Devisenbringer„ und Versorgungsinstrument stellt das Intershop-Geschäft dar. Die Inteshopsläden bedienten zunächst nur die Versorgungsbedürfnisse von Reisenden, und nur in den 70er Jahren wurde Intershop auch für die Versorgung der DDR-Bürger mit DM erweitert [42]. Das Netz von diesen Geschäften wurde stetig ausgeweitet – sie waren in Überseehäfen, auf internationalen Flugplätzen, an Grenzübergangsstellen, an den Transitsstreken, in Ausländerhotels zu finden. Im laufe der Zeit wurden die Verkaufsstellen der Mitropa an den Transitautobahnen ausgebaut. In jedem Kreis gab es mindestens eine Verkaufsstelle, in den grösseren Städten mehrere. 1976 waren 240, zuletzt 470 Intershopsläden im Geschäft [43]. Im Gegensatz zu Genex, waren die DDR-Konsumgüter eine Randerscheinung bei Intershop gewesen, und seit 1977 verschwanden sie völlig aus ihren Regalen. Im Nahrungs- und Genußmittelbereich spielte die Gestattungsproduktion eine bedeutsame Rolle (z.B., die Zigaretten stammten zu 90% daraus). Es gab dort überwiegend westliche „glanzende„ Konsumgüter. Die Schwerpunkte des Einkaufes beim Intershop waren Alkoholika, Tabakwaren und teilweise Kosmetik – diese Waren waren im wesentlich in den Intershop-Transitgeschäfte zu kaufen. Solche Genußmittel, wie Kaffee, Kakao und Süßwaren, auch technische Güter wurden vornehmlich in der DDR verkauft – für Reisende waren sie kaum von Interesse. Es ist wichtig zu erwähnen, daß seit 1975 von Intershop auch Westautos vertrieben wurden (Fiat, Renault und BMW), obwohl, im Gegensatz zu Genex, spielte hier der Autoverkauf keine große Rolle. Die Intershops haben für die DDR-Konsumkultur im Sinne der Vermittlung des Glanzes der westlichen Konsumwelt (durch Kaffee, Schokolade, Bonbons, Waschmittel, Kosmetika, Walkmen, tragbare Radios, modische Textilien) beigetragen.

 Die Geschäfte für gehobenen Bedarf haben zum einen wirtschaftlichen Erfolg (zur zusätzlichen Deviseneinnahmen, zur besseren Versorgung eines Teils der Bevölkerung) und zur bunten Färbung des grauen Konsumalltags der DDR geführt. Sie haben auch die Rolle des Stabilisierungsfaktors gespielt, sie haben dazu beigetragen, DDR-Überleben zu verlängern. Es gab aber mehrere Nachteile im sozialistischen Sinne. Die Existenz solches doppelten Verkaufssytems spiegelte einen der gravierenden Widersprüche der sozialistischen Konsumpoltik – zwischen egalisierenden (Angleichung der Löhne und Renten, massive Subventionierung) und differenzierenden Tendenzen. wider. Für den sog. Grundbedarf [44] blieben die Preise der Nachkriegszeit maßgebend; dieser Preisreservat erlaubte es, auch Löhne und Rente auf dem niedrigen Niveau zu halten. Es gab ein enormes Kluft zwischen den subventionierten und erhöhten Preisen. Z.B., kostete ein Brötchen 5 Pfennig, ein Frisör 1, 90 Mark, ein Farbfernseher im Gegensatz – fast 6000 Mark. Es hat offensichtlich zur Ausdifferenzierung der Lebensqualität einzelner Bevölkerungsschichten nach dem Einkommen geführt [45], und durch den Devisengeschäfte (Genex und Intershop) kam es zu einer Teilung der DDR-Bürger nach Westgeldbesitz, was auch eine der Dimensionen des Konsums als Distinktionsmittel im Sozialismus widerspiegelte. Der Leitmotiv der sozialistischen Konsumutopie „Jemandem nach seinem Bedürfnisse„ bedeutete in der DDR-Wirklichkeit „Jemandem nach seiner Westtante!„ Infolge dieses zweites Verkaufsystems fühlten sich die Bevölkerungsschichte mit niedrigem Einkommen doppelbenachteiligt. Außerdem wirkten die Intershops als Symbol der ständigen Anwesenheit des Westens im alltäglichen DDR-Leben, was den Anreiz für Vergleiche gab. Die DM war  in der DDR faktisch zur Landeswährung geworden. Dies verursachte die „korrumpierende und demoralisierende Wirkung der Doppelwährung und die Übernahnme westlichen Konsumdenkens in der DDR„ [46].

Auf der Ebene der individuellen Konsumverhaltens wurden die diffenrezierende Tendenzen nicht weniger bemerkbar – die DDR-Konsumkultur war nie homogen, wenn man die mentale Konsummuster der Bevölkerung ins Betracht zieht und die individuelle Formen des Umgangs mit dem Mangel analysiert. Z.B., differenzierten sich die „individuelle Strategien des Erwerbens“ folgenderweise (nach dem Kriterium des Zugangs zur Ressourcen):

Systemkonforme Handlungsstrategien: Schlangestehen, Herumrennen und Suchen, Selbermachen, Vordrängeln.

Nonkonforme Handlungsstrategien: Stehlen, Verschieben, Schmuggeln, Westgeschenke, Horten und Hamstern, Beziehungen, Korruption, Bestechung [47].

 Was „Konsum als Distinktionsmittel“ betrifft, spricht auch I. Merkel über die Herausbildung von „Konsumlebensstile“ in der DDR, obwohl diese These in der Forschung sehr kontrovers diskutiert wird, und über die Durchsetzung vom „proletarischen Habitus“ [48]. Allerdings, nicht nur Klassenzugehörichkeit bestimmte die Entwicklung vom Konsumlebensstilen, sondern auch solche Faktoren, wie Alter und Generation [49], Geschlecht [50], Wohnsitz, Ausbildung, familiäre Umstände, „westliche Tante“  usw.

 Die Entwicklung und Änderung den Verhaltensweisen der Konsumenten, die Erfahrung und Erlebnis des sozialistischen Konsumalltags haben dazu geführt, daß während der vierzigjährigen Existenz der DDR bei ihren Bürger einen spezifischen Konsummentalität herausgebildet wurde. Hier sind einige bemerkenswerte Merkmale dieser Mentalität skizziert:

Spuren der Rationierungserfahrung (bis 1958) haben  tief in der Bewußtsein der DDR-Einwohner ihre Wurzeln geschlagen:  „stärker noch als der Mangel selbst wirkten hier vor allem die der Rationierung zugeschriebenen Bilder von Gerechtigkeit, Durchschaubarkeit und Kontrollierbarkeit der Verteilung und der Anspruch auf eine gewisse Zuteilung prägend„ [51].

Die niedriegen Festpreise für bestimmte Konsumgüter (insb. Grundnahrungsmittel und Diensleistungen) haben zum nachlässigen Umgang mit bestimmten Erzeugnissen geführt. Z.B., das stark subventionierte Brot wurde an Haustiere verfüttert [52], oder die Energie oder Wasser wurden in den privaten Haushalten häufig unnötigerweise verschwendet. Gleichzeitig wurden aber andere bzw. langlebige Konsumgüter (insb. Pkws) wesentlich länger als im Westen genutzt wurden (nach dem Motto „erhalten versus wegwerfen“). Außerdem waren für die DDR-Konsumenten die innige Beziehungen zu Gegenständen charakteristisch.

Die dauerhafte Vernachlässigung der symbolischen Bedeutungen der Waren (wie es z.B. im Westen war - bestimmte Waren als Distinktionsmittel) auf der politischen Ebene und in der Propaganda hatten eine spezifische Gebrauchswertorientierung als Folge gehabt: die durchschnittlichen DDR-Konsumenten orientieten sich in der erster Linie auf die Haltbarkeit und Funktionalität der Waren.

Einen besonderen Merkmal der ostdeutschen Konsumrealität stellte die ständige Präsenz der westlichen Konsumkultur dar (durch westlichen Massenmedien - außer „Tal der Ahnungslosen“, Besuche der westlichen Verwandte, „Christmas packages“ usw.). Diese Tatsache hat zu dem Gefühl der Zweitrangigkeit der Ossies gefühlt.

 Andere hervorstehende Eigenschaft der ostdeutschen Konsummentalität stellt „Meckern„ dar [53]. Unzufriedenheit war für die DDR-Bürger immanent, weil sie immer das Bild vom westlichen „Konsumparadies„ von der Augen hatten, und konnten diesen Paradies in eigenem Land nicht finden. Infolgedessen ist Meckern zum Habitus des DDR-Konsumenten geworden. Meckern, nach Merkel, war eine Form der Flucht aus dem Alltag, die gleichzeitig das Gefühl der Gemeinsamkeit ausdrückte. Damit wurde auch der spezifische DDR-Humor enttwickelt, wie z. B.:

            „Keine Kartoffel im Keller,

                kein Gemüse auf`m Teller,

                keine Reise nach Prag,

            das ist der XX. Jahrestag!„ [54]

Und moch ein berühmter Witz:

            Im Kaufhaus.

                Kunde: „Gibt`s hier Gardinen?„

                Verkäuferin: „Nein, hier gibt`s keine Teppiche! Die Abteilung, in der es keine Gardinen gibt, ist im ersten Stock!„ [55]

Dieser Witz spiegelt die charakteristische für die Bürger aus den sozialistischen Ländern Fähigkeit, lustig zu meckern:

            „Jeder DDR-Einwohner bekommt kostenlos ein Radiogerät!„

                „Weshalb?„

                „Na, die Titanic ist doch auch mit Musik untergegangen!„ [56]

Merkel betont, daß Meckern auch als Stabilisierungsfaktor des SED-Systems diente, weil es manchmal einige Vorschläge für Verbesserung der Situation implizierte. D.h., die Leute glaubten an die mögliche Reformierung der DDR. Die obenangeführten Eigenschaften der ostdeutschen Mentalität sind teilweise bis jetzt Bestandteil der Konsummentalität der Bürger den neuen Bundesländern.

 5. Zusammenfassung

Die DDR-Konsumgeschichte ist bis heute noch nicht beendet – wenn wir die mentale Traditionsbestände und Kontinuitäten, Konsumgewöhnheiten und Vorzüge meinen. Die alte DDR-Konsumkultur ist sogar in eine neue „ostdeutsche Teilkultur“ verwandelt – lautet eine der verbreiteten Meinungen in der deutschen gegenwärtigen Presse. Oder: die eigentliche DDR-Konsumkultur ist nur nach der Wende, im Laufe der letzten zehn Jahren entwickelt, weil die ehemalige DDR-Bürger selbst eine Distanz zu eigener Vergangenheit brauchten, um Vor- und Nachteile der sozialistischen Konsumkultur einzuschätzen.

 Solche spekulative Erwägungen verursachten die Notwendigkeit, mit diesem Problem emotionalfrei, „historisch“ auseinanderzusetzen eine Trennung zwischen der „Erinnerung“ und „Geschichte“ zu leisten. Deswegen habe ich in dieser Hausarbeit einen besonderen Wert auf die Darstellungen der möglichen theoretisch-methodologischen Zugriffe zur DDR-Konsumgeschichte gelegt. Drei Ansätze wurden kontrovers diskutiert: dichotomischer, anthropologischer und vergleichender, der letzter wurde zur Forschungsdesiderat gezählt. Dann habe ich die Besonderheiten der Quellenlage und des Umgangs mit Quellen zur DDR-Konsumgeschichte systematisch dargestellt, wobei auch solche Quellen, wie Daten der Oral History (Interview und Erinnerungen), DDR-Plakate, DEFA-Filme, Eingaben der Bürger an verschiedenen Instanzen einbezogenen wurden. Die „sozialistische Spezifik“ der Quellen wurde auch berührt.

 Weil die DDR-Konsumgeschichte noch nicht geschlossen ist, gewinnt das Problem derer Periodisierung an besondere Relevanz. Deswegen ist einen Abschnitt der theoretischen Auseinandersetzungen mit der Herausarbeitung der Periodisierungen  und der kritischen Analyse schon vorhandenen Darstellungen gewidmet. In den nächsten Abschnitt habe ich versucht, die egalisierende und differenzierende Tendendzen der sozialistischen Konsumkultur herauskristallisieren.

 Selbstverständlich lassen die Rahmen dieser Arbeit viele Bereiche der DDR-Konsumkultur außer Acht. Außerdem sind ziemlich viele spannende Themen schwer zu erforschen – wegen des Fehlens der Quellen oder Schwierigkeiten bei dem Umgang damit – das trifft insbesondere die kulturhistorische Aspekte der Konsumkultur der DDR. Es sind ebenfalls theoretisch-methodologische Lücken festzustellen.

 

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44.  Stregel Tobias, Tweder Fabian, Gut gekauft - gern gekauft. 30 Farbpostkarten · Elefanten Press Verlag Berlin 1997

45.  Stregel Tobias, Das kleine Trabi-Fanbuch · Heyne Mini Nr. 33/1453 · Heyne Verlag 2000

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51.  Ulbrich Reinhard, Kämper AndreasSandmännchen im Trabi-Land. Das Ostalgie-Kultbuch, München 1997

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54.  Weiß Konrad, Verlorene Hoffnung der Einheit, in: Der Spiegel, 15. November 1993, S. 41-44.

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Einige WWW-Links:

 www.kost-the-ost.de

 www.ostkost.de

 www.alltagskultur-ddr.de

 www.ddr-alltagskultur.de

 www.zonentalk.de

 http://unsere.weltherrschaft.de/madeingdr/

 http://www.kulinarischeddr.de.vu/

 http://www.ostshops.com/

 http://www.ossiversand.de/shop/shop.php3

http://www.fotomr.uni-marburg.de/diskus/ddrplak2/ddrplak2.htm

 

[35] Merkel Ina, Utopie und Bedürfnis, S. 16.

[36] Obwohl ich bin der Meinunh, daß diese Utopien tief in der Bewußtsein der DDR-Bürger sich niederschlugen.

[37] Damm Fritz (Hg.), Wir dekorieren!, S. 61

[38] Volze A., Die Devisengeschäfte der DDR, S. 1145

[39] Merkel I., Utopie und Bedürfnis, S. 248

[40] Von diesen Pkw stammmten ¾ aus Ostproduktion (85% Trabis, 12% Wartburg, 3% Lada), bei den Westautos dominierte VW Golf mit 90%.

[41] Volze A., ebd., S. 1151

[42] In 1955 wurden die sog. „Sonderläden für Schiffreisenden und Matrosen in Rostock und Wismar eingerichten, die 1962 ins Intershops unbenannt wurden.

[43] Ebd.

[44] Grundbedarf: die Wohnung, die öffentliche Nahverkehr, die Kinderbetreuung, Grundlebenssmittel – insb. Brot, Kohl und Kartoffel, Kantinenessen, Aufenthalte in Ferienheimen). Diese Subventionierungen wurden aus dem „gesellschaftlichen Konsumtionsfonds“ finanziert. Zu kostenlosen bereitgestellten Leistungen gehörten die ärztliche Versorgung und Schul- Universitätsbesuch.

[45] Merkel I., Utopie und Bedürfnis, S. 267

[46] Wolfgang Harich (Befürworter eines asketischen Sozialismus) in einem Interview mit dem „Kölner Stadtanzeiger„ vom 13. Mai 1978, zit. Nach Volze A., ebd., S. 153

[47] Ina Merkel, Utopie und Bedürfnis.

[48] Merkel I., Working People and Consumption. In diesem Artikel spricht Merkel über den proletarischen Konsumhabitus. Als wesentliche Merkmale des Arbeiterlebensstils bezeichnet Merkel  erstens den Mangel an das Eigentum, zweitens, die physische Arbeit und drittens, die zahlreiche Nachkommenschaft. All dies bestimmte das Konsumverhalten des Arbeiter und seine „dinstinctive consumer outlook oriented to enjoy the moment, to no other purpose than pleasure“ - P. 97

[49] Merkel I., ebd. Es gab drei Generationen der DDR-Konsumenten.

[50] S. auch Katherine Pence.

[51] Merkel I., Utopie und Bedürfnis, S. 14

[52] Vortmann H., DDR: Verteilungswirkungen der Verbraucherpreissubventionen und indirekte Steuern, in: Finanzierungsprobleme des Sozialismus in den Farben der DDR – Gratwanderung zwischen Beharrung und Reform – Teil 2, Berlin 1990 (zit. Nach Merl S., Sowjetisierung, S. 186)

[53] Merkel I., Consumer Culture in the GDR, S. 294

[54] Damm F., Wie dekorieren!, S. 61. Diese Witz war eine Reaktion auf eine besonders schlechte Gemüseversorgung nach einer miserablen Ernte im Jahre 1969 (20. Jahrestag der DDR und ein Jahr nach dem Prager Frühling. Die DDR-Bürger konnten nicht mehr in die CSSR reisen).

[55] Ebd., S. 81

[56] Ebd., S. 82

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